Willkommen in La Célula!

la celula 2022, Acryl auf Leinwand, 130x200cm

Willkommen in La Célula!

La Célula, die Zelle, ist der Nukleus für Kreativität. Ein Ort für Ausstellungen, Dialog, Experimente und Kooperation. Eine Idee, die sich verbreitet und übertragbar ist auf alle Bereiche des kulturellen Schaffens. 

In La Célula schätzen wir Offenheit, Freiheit und die Vielfalt. Und wir fördern Experimente und Wissen als Schlüssel, um die Leidenschaft für Kunst zu teilen. Unsere Gemeinschaft besteht aus Personen, die diese Leidenschaft leben und die Menschen zusammenzubringen möchten. Für uns ist die Kunst eine Sprache, die Kulturen, Religionen und Generationen überbrücken kann, und wir streben danach, ein Umfeld zu schaffen, in dem neue kreative Projekte entstehen und sich weiter entwickeln können.

Ob Malerei, Bildhauerei, Musik, Tanz oder Poesie – unzählige Künstler zieht es ans Mittelmeer. Unsere Basis befindet sich auf der wunderschönen Insel Mallorca, wo Sonne, Meer und die einmalige Landschaft eine wohltuende Pause von den urbanen Weltmetropolen erschaffen. La Célula, eine ehemalige Sportanlage in Palma, wurde vom visionären Künstler Christian Awe zu neuem Leben erweckt – als Treffpunkt für Kreative aller Art und als Ort des Austausches. Als Zentrum der Inspiration wird es von der Kulturmanagerin Dasha Bikmansurova geleitet.

Diese einzigartige Idee soll jedoch nicht nur auf Mallorca beschränkt sein, sondern sie soll reisen, um Kooperationen über die Grenzen der Insel hinaus zu begründen.

Alexander Melamid meets Christian Awe

Kuratiert von Marat Guelman

Samstag, 29. April 2023, 11:30 – 16 Uhr
Sonntag, 30. April 2023, 11:30 – 16 Uhr

Art Brunch und exklusive Tour mit den beiden Künstlern und dem Kurator durch die Ausstellung. Gespräch über aktuelle Kulturprojekte und -möglichkeiten in Europa in Zeiten des Ukraine- / Russland-Konfliktes

Performance „Human. Artist. God“ von Alexander Melamid
Samstag, 29. April, 14 Uhr

Zur alten Flussbadeanstalt 4
10317 Berlin

hello@la-celula.com

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Alexander Melamid

Alexander Melamid

Der 1945 in Moskau geborene Künstler und Performer Alexander Melamid studierte an der Moskauer Staatlichen Kunst- und Industrieakademie, wo er Vitaly Komar kennenlernte und beide künstlerische Partner wurden. Komar & Melamid (K&M) gelten weithin als die Gründer der Sots Art-Bewegung.

1974 spielte K&M eine wichtige Rolle bei der Organisation der „Bulldozer Exhibition“ in Moskau. 1977 wanderten Komar und Melamid unter dem Druck der sowjetischen Behörden nach Israel aus, zogen dann in die Vereinigten Staaten um und ließen sich in New York nieder.

Eines der bekanntesten Projekte von K&M war „People’s Choice“ – eine Reihe von Gemälden, die auf Umfragen in verschiedenen Ländern beruhten, die herausfanden, welche Merkmale als relevant bei der Bewertung als die idealsten und die schrecklichsten Gemälde erachteten. 2003 löste sich das Duo auf und jeder Künstler verfolgte seine eigenen kreativen Ideen.
Alexander wurde von seinem Sohn Dan in die Welt des Hip-Hop eingeführt und war fasziniert von der reichen Geschichte und der weltweiten Popularität dieses kulturellen Phänomens.
2008 präsentierte Alexander für seine erste Einzelausstellung „Holy Hip Hop!“ im Museum of Modern Art (Detroit) eine Reihe großformatiger Porträts von Hip-Hop-Künstlern in der Tradition der Alten Meister.

Im Jahr 2009 organisierte die Phillips de Pury Auktion in der Saatchi Gallery eine Ausstellung mit 15 monumentalen Gemälden von Alexander Melamid, die Porträts ikonischer Persönlichkeiten aus verschiedenen Epochen zeigten.
2011 eröffnete der Künstler das „Ministry of Art Healing“ in New York City, wo Patienten medizinische Behandlung durch visuelle Exposition von historischen Meisterwerken angeboten wurde.

Die Werke von Alexander Melamid und Vitaly Komar befinden sich in den Sammlungen des Metropolitan Museum of Art (New York), des Museum of Modern Art (New York), des Whitney Museum of American Art (New York), der Tate Modern (London), dem Georges National Centre for Art and Culture Pompidou (Paris), der Staatlichen Tretjakow-Galerie (Moskau), dem Russischen Museum (St. Petersburg) und in verschiedenen Privatsammlungen und Stiftungen weltweit.

PERFORMANCE HUMAN. ARTIST. GOD.

Alexander Melamids Performance „Human. Artist. God.“ ist das Ergebnis eines kritischen Denkens über Kunst im Allgemeinen, bei dem die Grenzen zwischen Kunst und Religion verschwimmen.

Genauer gesagt kann Kunst leicht zur Religion werden, weil der Glaube an die Macht der Kunst nicht weniger fanatisch sein kann als beispielsweise der christliche. Der Wunsch, die Macht der Kunst zu umarmen, eine seltene Ausstellung in einem Museum zu besuchen, ist vergleichbar mit der Bewunderung der Menschen für religiöse Symbole und Heilige.

Warum also sollte man nicht Van Gogh verehren, der seit langem ein Symbol der Kunst im Allgemeinen ist?

Und da man Van Gogh verehren kann, kann auch Melamid ein Objekt der Verehrung werden, seine Anhänger haben und seinen Glauben an sich selbst fördern.

Kunst als neue Religion, der Künstler als neues Sakralbild!

Christian Awe

Christian Awe

1978 in Berlin geboren, studierte Christian Awe an der Universität der Künste Berlin bei Georg Baselitz und war Meisterschüler von Daniel Richter. 2011 lehrte er als Artist in Residence an der Universität von Princeton. 

Awe ist international bekannt für seine Arbeiten auf Leinwand und Papier, vor allem aber auch für seine großformatigen Wandbilder im Außenraum. Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine war eine Ausstellung in der Tretjakow-Galerie in Moskau angedacht. Aktuell gibt es dazu keinen Dialog.

Awe lebt und arbeitet in Berlin und Palma de Mallorca, wo er mit La Célula eine ehemalige Sportanlage zu neuem kulturellem Leben erweckte – als Treffpunkt für Kunstschaffende aller Art und als Ort des kreativen des Austausches.

Christian Awe engagiert sich für eine Vielzahl von Sozial- und Kulturprojekten mit den Schwerpunkten Bildung, Gesundheit und Integration. Unter anderem realisierte er den Bau eine Schule und eines Krankenhauses in Burkina Faso (Westafrika).

Über Christian Awe

Ob Ausstellungen oder überdimensionale Wandbilder in Tokio, Miami, Frankfurt oder Palma de Mallorca – die Werke des Künstlers Christian Awe faszinieren durch ihre Strahlkraft und ihre Lebendigkeit. Mit einem emotional aufgeladenen Einsatz von Farbe erschafft Awe in seinen Bildern eine synästhetische Atmosphäre, in der intensive Sinneserfahrungen möglich sind.

Vor allem seine Arbeiten im öffentlichen Raum greifen immer wieder auch gesellschaftspolitische und sozialkritische Themen auf wie Freiheit, Flucht, Toleranz, Integration und Weltoffenheit. Sein riesiges Wandbild „Begegnung“ in mitten Berlins direkt neben dem Holocaust Mahnmal etwa schuf Awe im Auftrag der Landesvertretung Niedersachsen zu Beginn der Flüchtlingskrise 2016. Für sein Projekt „Art connecting cities“ 2012 in Perm erhielt er den „Großen Kunstpreis Russlands“. In 2021 wurde er eingeladen, zur Förderung des Dialogs zwischen Deutschland und Russland im Rahmen des Wolga Festivals Samara die 220 Meter lange und drei Meter hohe Kaimauer mit einer Malereiinstallation künstlerisch zu bespielen. Zur Eröffnung kamen über 500.000 Besucher.

Mit seinem künstlerischen Schaffen kreiert Awe für den Betrachter einen Moment der Freiheit, Inspiration und Lebensfreude. Sein filigraner Umgang mit Licht, Raum und Perspektive zeugt von einem ausgeprägten Forschergeist, der die Grenzen der Malerei immer wieder auf’s Neue auslotet. Dabei lässt sich Awe nicht von vorbestimmten Normen einengen, sondern lässt die Grenzen zwischen Imagination und Realität in einem Spiel aus Licht und Schatten verschwimmen. Die dreidimensional anmutenden Farblandschaften seiner aktuellen Serie der „Wasserbilder“ wirken fotorealistisch, fast so, als wären sie gedruckt. Jedoch ist jeder noch so kleine Wassertropfen gemalt. Die Bilder leuchten von innen heraus und entführen den Betrachter in einen Kosmos aus Farbe und Licht.

Energetische Farbströme und kraftvolle Splashes verleihen den Werken eine leidenschaftliche Intensität. Gepaart mit luftig schwebenden Gesten vereinen sie sich zu einem spannungsreichen Dialog aus Spontanität, Experiment und künstlerischem Kalkül. Sie erzeugen eine Sinnlichkeit, der man sich nur schwer entziehen kann.

Christian Awe – Projekt Burkina Faso

In den Jahren 2014/2015, noch bevor die große Flüchtlingswelle in Deutschland eintraf, schuf Christian Awe in Berlin-Schöneberg ein tennisplatzgroßes Wandbild, das den Namen „Adanzé“ trägt.

Adanzé bedeutet in verschiedenen westafrikanischen Sprachen so viel wie „ein herzliches Willkommen“. Inspiriert von seinen Reisen durch Burkina Faso möchte Christian mit seinem Kunstwerk ein Zeichen der Toleranz und Offenheit senden. Die Farben und Muster der traditionellen Kleidung, der Rhythmus und die Lebensfreude der Menschen in Burkina Faso finden sich in dem Wandbild wieder. Es ist wie eine abstrakte Geste des Willkommens aus der deutschen Hauptstadt, aus der Mitte Europas heraus.

Mit den Erlösen einer limitierten Charity-Edition von Druckgrafiken von Details aus dem Wandbild „Adanzé“ sowie auch mit den Erlösen aus Editionen weiterer Werke konnte Christian den Bau einer Schule für 400 Kinder einer Dorfgemeinschaft mit über 5.000 Menschen in Kassan im Nordwesten Burkina Fasos, einem der ärmsten Länder der Welt, realisieren. Die nächste Schule war bisher sieben Kilometer entfernt. Eine Strecke, die die Kinder in der Vergangenheit hin und zurück in sengender Hitze zu Fuß zurücklegten. Dies hatte zur Folge, dass sie vor allem in der Erntezeit nicht zur Schule gehen konnten, da sie ihren Familien helfen mussten. Nach Fertigstellung der Schule folgte in einem weiteren Schritt der Bau einer Krankenstation.
Christian ist es eine Herzensangelegenheit, mit Hilfe seiner Kunst dazu beizutragen, die Lebensbedingungen der Menschen in ihrer Heimat zu verbessern und somit Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen.

Marat Guelman

Marat Guelman

Marat Guelman (* 24. Dezember 1960 in Kischinjow/Moldawien) ist Sammler, Galerist, Publizist und Kurator.

1990 eröffnete er die erste private Galerie Russlands, die bis 2000 das Zentrum des Moskauer Kunstlebens war. Von 2008 bis 2013 war er Gründer und Direktor des PERMM Museum of Contemporary Art in Perm, dem ersten Museum Russlands außerhalb von Moskau und St. Petersburg.

Seit 2012 gehört Guelman zu den Hauptkritikern von Putins Politik der „Rückkehr zu traditionellen Werten“. 2014 musste er Russland verlassen.

Seit 2014 führt er im Rahmen des „Montenegro European Art Community Cultural Centre“ Art Residencies in Montenegro durch und organisiert seit 2017 das jährliche Forum der freien Kultur in Europa „SlovoNovo“.

Marat Guelman ist Organisator von Hunderten von Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen auf der ganzen Welt. Derzeit arbeitet er in Berlin, wo er aktuell mit dem “Haus der Künstler” ein neues innovatives Kunstmuseum sowie eine eigene Galerie “Guelman und Unbekannt” begründet.

DISCLAIMER

Alexander Melamid is an artist who constantly makes the audience smile, while maintaining a very serious expression on his face. His irony does not mean that his narrative should not be taken seriously. On the contrary, he always talks about the most important things. In the „Back to the Future“ project, Alexander questions one of the main fetishes of the artistic environment: the diversity of artistic practices and the need for each artist to find their own language, to be different from others. Taking this extremely consumerist position, the artist does not at all intend that everyone should agree with it. Laughingly, he tells us that there is a subtext behind the text, but the artist suggests that we find it on our own. One should keep this in mind while reading this release.

BACK TO THE FUTURE

In 1998, Alexander Melamid went to preach with the portraits of Van Gogh in Thailand to the Akha, Lahu, Karen, Mien and Lisu tribes that live on the border with Burma, the most oppressed, according to him, on ethnic grounds. “I brought a reproduction in a frame to the village for the savages, a life-size stylization of the old frame: the children would approach, and touch it. They had never seen him (it’s rare to find people who have never seen Van Gogh). In the end, they even built a Van Gogh temple,” says the artist.This extravagant decision was preceded by some important events and discoveries in the life of the author. The most important discovery was provoked, as usual, by himself, together with the co-author Vitaly Komar.

In 1994, in the course of the „People’s Choice“ project on the topic of „The most desirable and most undesirable picture“, which was based on the results of a sociological public survey in 17 countries. It turned out that in almost every country (with the exception of the advanced Holland) the general preference is for the predominantly blue hues and peaceful landscapes with a sprinkling of people and animals. They don’t like abstractions. Everywhere, the paintings people loved the most were made „in a realistic style.“ Twenty five years later, they again conducted a survey and again identified the most preferred and least favorite paintings. (This project was being prepared for the Tretyakov Gallery in Moscow, but the war broke out, and as a protest, the artists refused to exhibit in the Russian Federation.) Nonetheless, for the „Back to the Future“ project, it is important to compare the results of the polls: the country landscape was still in favor, so was the color blue, but … with the passage of 25 years, the realistic style was edged out by the „Van Gogh style“. Incredible, but true. The efforts of hundreds of museums around the world have not been in vain. The general public preferences have shifted away from the „pictorial“ realism towards the „expressiveness“ of modernism in general and, in particular, to Van Gogh as a man who, not only with his art, but also with his life, assumed the position of the „king of artists“.

Another premise of the trip with a missionary mission to Thailand and the whole project was Melamid’s reflections on the similarity between the world of art and the world of religion. Back in the day, Alexander had delivered a lecture-manifesto showing how similar these two worlds are. This is what he said: “I think art is religion. Not even a religion, but rather a faith, but it also began, like the Christian faith, with the small “sects” or fanatics,” says Melamid. “My youth was spent among such people. Weisberg, Kasatkin… Groups gathered around them, preaching with burning eyes, believing in this fantastic role of art. We were, so to speak, early sectarian Christians.” So, art has become a new religion for the intellectual elite – and this religion is carried by the elite like a banner, like a prayer that they are ready to mutter at the Louvre, the Metropolitan Museum, the Tate Modern – wherever they come across a valuable artistic relic. An artist is also a creator and in this aspect is akin to God. But then why, Melamid asked himself, does humanity, having come to the idea of monotheism, keep insisting on having a large variety of artists? If people all over the world admire Van Gogh, shouldn’t that tell all other artists to stop striving for uniqueness, and simply produce paintings in the style of Van Gogh. We can observe the rejection of diversity in favor of replicating the “best model” in ordinary life as well.

For example, among the mobile phones, the iPhone wins. One God, one phone, one artist. Guided by this logic, Melamid suggests to move away from the dissonance of art, canceling all artists and all opuses in the various media, and embrace the super product and a commercial giant – Van Gogh and his paintings. At our exhibition, Alexander Melamid, forgetting about his own creative method and his own language, repaints the classical works of Russian art in the style of Van Gogh. And he calls on the entire artistic world to abandon the heresy of polyartism. But, the paradox of this project is that even though in words the Artist is ready to stop being an artist and become an adherent of Van Gogh’s cult, the works he exhibited were not painted in a mechanical fashion. The artist enjoys painting, and through the „à la Van Gogh“ technique, we can still see the unique style of Alexander Melamid – an artist and a New York intellectual of Russian provenance.